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TOD AUF BESTELLUNG

Die tragische Realität zum Organraub in China

von Dennis Gutjahr

 

Die 2016 im 3sat ausgestrahlte Dokumentation Ausgeschlachtet - Organe auf Bestellung veröffentlicht Ermittlungsergebnisse, welche China Menschenrechtsverletzungen vorwerfen, die einem Horrorfilm gleichen.
Ausgehend von der Regierung Chinas sollen die Mitglieder ethnischer Gruppen verfolgt, in Arbeitslagern festgehalten und gefoltert, inhaftiert und auf Bestellung getötet werden. Dabei vor allem im Fokus; die Mitglieder der Falun-Gong-Bewegung.

 

Seit 1999 stieg die Zahl der Organtransplantationen rapide an. Heute zählt China zur Nation mit der zweithöchsten Zahl an Transplantationen pro Jahr.
Während der weltweite Durchschnitt für ein Spenderorgan ca. drei Monate wartet, kann man in China schon nach maximal zwei Wochen mit einer Operation rechnen.

Nachdem im Jahr 1998 pro Krankenhaus im Durchschnitt nicht mehr als 10 Transplantationen durchgeführt wurden, schoss die Zahl innerhalb von 6 Jahren auf über 1500. Heute ist die Organtransplantations- Industrie Chinas ein Milliarden- Business, ohne offizielles Regierungssystem. Die Ermittlungsergebnisse nach über 10 Jahren Recherche der Menschenrechtsanwälte David Matas und David Kilgour sollen belegen: Dieser Boom basiert auf Massenmord. Vor allem auf die Mitglieder der Falun-Gong-Bewegung wird dabei

gezielt. Die Anwälte wurden für die Aufdeckung des Organraubs im Jahr 2006 für den Nobelpreis nominiert.
 

Die im 20. Jahrhundert entstandene Falun-Gong, welche für die Prinzipien „Wahrhaftigkeit- Güte-Nachsicht’’ steht, lehrt Körper und Geist mit leichten meditativen Übungen zu trainieren. Heute ist die Bewegung in 120 Ländern weltweit vertreten. Die Übungen sollen Gesundheit, Harmonie und geistige Klarheit schaffen. Eine Umfrage an 10.000 Praktizierenden ergeben, dass 97.7 % positive Wirkungen und Heilungsprozesse auf deren körperlichen Organismus spüren können.
 

Biru L. aus Berlin ist sich sicher, warum ausgerechnet auf die Organe der Falun- Gong- Praktizierenden gezielt wird. „Unsere Organe sind einfach “ Die 43- jährige zog im Jahre 1989 von ihrer Heimatstadt in China nach Berlin. Sie selbst habe keine Verwandten Falun- Gong- Praktizierenden in ihrer Heimat. Sie und ihre Familie leben in Sicherheit, sie kenne jedoch einige geflüchtete Anhänger. „Die beiden Söhne einer Schulfreundin sitzen seit Jahren in Haft. Sie sind noch am Leben.“ Biru L. ist Botschafterin des Deutschen Falun Dafa Verein e.V. und sitzt einmal wöchentlich auf der Berliner Jannowitzbrücke um zu meditieren und über den Organraub in China zu berichten. Sie praktiziert seit 1988. Schon 1999 wurde eine von der Regierung veranlasste Dienststelle zur Unterdrückung der Falun-Gong gegründet. Seither sollen Millionen an Mitglieder verschwunden, in Arbeitslager gesteckt oder inhaftiert sein.
 

Die der Anzahl der Falun-Gong-Praktizierenden, hat im Jahr 1999 schätzungsweise 100 Millionen Mitglieder betragen. Nicht nur, da die Anzahl der Mitglieder weit über der Mitgliederzahl von 70 Millionen von der der Kommunistischen Partei China (KPCh) lag, sondern auch aufgrund der spiritueller Einstellung wäre die Falun-Gong schon lange ein Dorn im Auge der Chinesischen Regierung gewesen. Die kommunistisch- atheistische KPCh dulde generell keine Spiritualität. Diese äußerte sich öffentlich als Erklärung zum massiven Aufschwung der Transplantations-Industrie, dass all die benutzten Organe von zum Tode verurteilten Inhaftierten stammen. Laut Berechnungen der Ermittler bedeute Dies, dass permanent ca. 100.000 Menschen zum Tode Verurteilte sein sollen.

 

Beweise für die Straftaten der Regierung liefern etliche Telefonate. Mitglieder des Ermittlungsteams riefen dafür systematisch in Krankenhäusern quer durch China an. Dabei wurde explizit nach der Möglichkeit gefragt, Organe der Falun-Gong zu bekommen. Bei etwa 15% der Gespräche gaben die Ärzte direkte Zugeständnisse; Innerhalb von 10-24 Stunden solle mindestens ein passendes Organ gefunden werden. Nach eins bis zwei Wochen wäre eine Operation möglich. Die Ermittler zogen den Schluss, dass sofort nach „Bestellung“ das passende Opfer gefunden und getötet werden müsse.

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Protestplakat auf der Berliner Jannowitzbrücke

​Plakat auf der Jannowitzbrücke in Berlin                    Bild von Dennis Gutjahr

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Ein interviewter Chirurg berichtet dazu, wie er einem vor seinen Augen erschossenen Inhaftierten Nieren und Leber entfernen sollte. Der gesamte Prozess dauerte nicht länger als 30 Minuten, schon waren die potenziellen Organe für einen neuen Patienten besorgt.

Lebern z.B., werden nicht länger als zwölf Stunden gelagert.

Missglückt eine Operation und ein Patient stirbt, wird dieser sofort danach verbrannt um im Nachhinein Schwierigkeiten zu vermeiden.
 

Auch die operierenden Ärzte leiden darunter, teilweise noch atmenden Opfern die Organe zu entnehmen. Viele Ärzte sind daher unter anderem Namen auf der Flucht. Noch aktive Mitarbeiter von Krankenhäusern in China ließen sich bislang nicht interviewen, zu groß scheint die Angst vor rapiden Konsequenzen.
 

Augenzeugen berichten, dass Falun- Gong- Gefangene regelmäßig gefoltert werden sollen. Außerdem seien sie die einzigen Inhaftierten, dessen Blut regelmäßig getestet werde.
 

„Was Militär, Polizei und Regierung machen ist schlichtweg Massenmord.“ So die Worte des 63 Jährigen Franz Bröker aus Berlin. Der seit 10 Jahren überzeugte Praktizierende ist seit einiger Zeit am Infostand nahe des Brandenburger Tors als Botschafter zum Organraub an Falun-Gong-Praktizierende tätig. Er bestätigte noch einmal die in der 3sat- Dokumentation’ gezeigten Fakten. „Falun-Gong-Praktizierende werden ohne Prozess gefangen genommen und eingesperrt. Sie sind praktisch rechtlos in China. Dabei müssen die Praktizierenden nicht einmal öffentlich in Erscheinung treten, sie werden einfach zuhause festgenommen.“ 

 

Einige der ihm bekannten in Deutschland lebenden Praktizierenden wurden gefangen genommen und gefoltert, jedoch wieder freigelassen. Heutzutage ist in der Öffentlichkeit Chinas nichts mehr von Falun-Gong-Praktizierenden zu sehen. Sicher sein wohin es die Praktizierenden verschlagen hat kann man sich nicht. Sie könnten geflüchtet sein, in Arbeitslagern gefangen und gefoltert werden, im Gefängnis sitzen oder doch glimpflich davon gekommen sein. Zum Glück für die Praktizierenden gibt es keine offizielle Anmeldung oder Liste in denen man als wirkliches „Mitglied“ identifiziert werden könnte.

 

Bezüglich der Frage nach einer ungefähren Anzahl an Transplantationen heute sagt er:„Es gibt mehr als 170 akkreditierte, ausschließlich auf Organtransplantationen spezialisierte, Krankenhäuser in ganz China. Eine genaue Zahl an Transplantationen ist nicht bekannt. Bei Preisen von zwischen 90.000$-130.000$ für eine Leber oder 130.000-160.000$ für ein Herz kommt eine ganze Menge an Geld zusammen [...] Da stecken sich natürlich gerne mal Staat, Krankenhäuser, Militär und Polizei ihren Anteil in die Tasche [...] Die Ärzte in so manchen Militär- Krankenhäusern kommen und gehen sogar in Uniform.“

 

Franz Bröker sei geschockt gewesen, als er von jenem Massenmord hörte, könne jedoch, in Anbetracht der Menschengeschichte verstehen, dass solche grauenhaften Taten auch heute noch möglich sind. „Vor ca 75 Jahren konnte sich zuerst auch niemand vorstellen, dass im Land der Dichter und Denker etwas derartiges passiert, wie es jetzt in den Geschichtsbüchern steht.“

 

Abschließend stellte sich die Frage: Was können wir als Bürger tun?
Zuallererst sei eins der höchsten Gebote des Falun-Gong, niemals Geld anzunehmen. Franz Bröker kann Jedem ans Herz legen, der daran interessiert sei gegen den Massenmord in China vorzugehen:„Sich informieren, nicht nur Floskeln, sondern großflächig. Der Ermittlungsbericht der Menschenrechtsanwälte ist zum Beispiel sehr umfassend und informativ. Danach teilen mit Freunden, Verwandten, Bekannten. Ein jeder Aufgeklärter kann am Ende hilfreich sein, den Spuk zu beenden.“

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